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Chancen durch Unsicherheit?

Chefstratege Ross Cartwright gibt einen Überblick über die Aktienmärkte und mögliche Entwicklungen in der Zukunft.

AUTOR

Ross Cartwright
Lead Strategist
Strategy and Insights Group

Was ist passiert? Die Konjunkturrisiken nehmen zu

Die aggressive US-Zollpolitik weckt neue Zweifel an der ohnehin schon unsicheren Weltlage. Nicht nur die Wachstums- und Inflationserwartungen, sondern auch die Fiskalpolitik ändern sich dramatisch. Das Vertrauen in US-Wertpapiere könnte nachlassen, sodass sich ausländische Investoren aus den USA zurückziehen. Dafür spricht jedenfalls die starke Dollarabwertung.

Vielleicht treiben die Zölle die Preise nur vorübergehend. Sehr viel schwerwiegender sind die Auswirkungen auf das Weltwirtschaftswachstum. Die Stimmungsindikatoren liegen klar im Minus und die kurzfristigen Konjunkturdaten könnten weiterhin verzerrt sein, weil Unternehmen und Verbraucher noch vor der Zolleinführung Importgüter kaufen. 

Die Verbraucher dürften gleich mehrfach betroffen sein und könnten ihr Verhalten ändern. Bei einem schlechteren Konsumklima könnten die Sparquote steigen und der private Verbrauch fallen. Denkbar sind auch Ängste vor Arbeitsplatzverlusten aufgrund des schwächeren Welthandels und des geringeren Anstiegs der Unternehmensgewinne. Vielleicht werden internationale Kunden amerikanische Marken aus Ärger über Trump meiden. Schon jetzt besuchen weniger ausländische Touristen die USA.

Noch zeigt sich in den Daten kein deutlicher Abschwung, aber die nächsten Monate werden entscheidend sein. Dabei geht es nicht nur um Zölle. Die USA straffen ihre Fiskalpolitik, um das Defizit zu verringern. Niedrigere Staatsausgaben helfen zwar langfristig der finanziellen Stabilität, schaden kurzfristig aber der Wirtschaft.

Warum ist das wichtig? Rechnen Sie mit mehr Marktvolatilität

Veränderungen bedeuten Verwerfungen. Daher rechnen wir weiter mit Volatilität. Kurzfristig reagieren Aktienmärkte oft stärker auf Ankündigungen als auf Daten. Die Analysten müssen trotz ständiger Änderungen von Konjunktur und Politik die Unternehmensgewinne neu einschätzen. Für die USA als großer Importeur sind Lieferkettenstörungen ein wichtiges Thema – und ein sehr viel komplexeres und problematischeres als eine fallende Binnennachfrage.

Wir glauben, Ursachen und Lösungen zu kennen. Volatilität ist meist die Folge der Marktentwicklung, und die Politik findet oft Wege, sie einzudämmen. Zwar ist häufig unklar, ob die Maßnahmen wirken, aber meist ziehen alle an einem Strang. Aber dieses Mal ist es anders: Jetzt sorgen die Politik und ihre unklaren Ziele für Volatilität. Sicher ließe sich das ändern, aber wir wissen nicht, ob und wann das geschieht. Da überrascht es nicht, dass klassische Korrelationen nicht mehr gelten. Heute verlieren der US-Dollar und Staatsanleihen an Wert, obwohl die Risikobereitschaft der Anleger nachlässt.

Die Unternehmensgewinne leiden unter dem schwächeren Wachstumsausblick, eine Folge von Zöllen und Handelshemmnissen. Noch wissen wir nicht, wie hoch die Zölle am Ende sein werden, was die Verhandlungen über die reziproken Zölle bringen und wie sich andere Länder revanchieren. All das sorgt für Unsicherheit, was die langfristigen Investitionsentscheidungen der Unternehmen nicht gerade einfacher macht. Möglicherweise werden geplante Investitionen erst dann vorgenommen, wenn die Politik leichter einzuschätzen ist – und oft dauert es Jahre, bis neue Projekte Erträge liefern. Die Unsicherheit dürfte auch zu einem höheren Bedarf an Working Capital führen, was den Gewinnmargen schadet.

Was bedeutet das für Anleger? Sie müssen Ihr Portfolio kennen

Auf die Ausgangslage kommt es an – und die USA sind nicht alles. US-Aktien waren zuletzt teuer wie nie, während internationale Aktien höchstens zu ihrem Langfristdurchschnitt bewertet waren. Da die USA ihre Fiskalpolitik straffen während Europa und China sie lockern, sollte man über nicht-amerikanische Titel nachdenken – zur Diversifikation und wegen ihrer größeren Sicherheitsmarge.

In Zeiten wie diesen sind krisenfeste Unternehmen gefragt, denen Unsicherheit wenig schadet. Bewertungen, Cashflow-Faktoren und Cashflow-Risiken werden immer wichtiger. All das führt zu einer stärkeren Streuung nach Sektoren und Regionen. Das dürfte gut für aktive Manager sein, die Gewinneraktien finden und Verlierer meiden wollen. Breite Marktindizes dürften hingegen zu viele gefährdetere Unternehmen und einen zu hohen Anteil risikoreicherer Regionen enthalten. 

Seien Sie wählerisch. Noch immer bevorzugen wir nicht-amerikanische Titel gegenüber US-Aktien – wegen der Bewertungen und der Politik. Wir glauben, dass Alpha heute wichtiger ist als Beta. Manche Sektoren, Regionen und Faktoren mögen unter Druck stehen. Allerdings könnten verschiedene Unter-nehmen, auch aus der gleichen Branche, unterschiedlich stark betroffen sein – je nach Produktions-standort, Lieferketten und Firmensitz. Hersteller wichtiger, nicht substituierbarer Produkte haben Preismacht und sind gut positioniert. 

Die ersten könnten die letzten sein. Wenn Störungen des Welthandels und des Weltfinanzsystems strukturelle Folgen haben, könnten bald andere Unternehmen vorn liegen als bisher. Wir halten einen defensiven Ansatz weiter für aussichtsreich. Natürlich muss man wählerisch sein, doch sehen wir Chancen durch folgende vier Positionierungen:

  • außerhalb der USA: Europa und Japan statt Emerging Markets
  • Value statt Growth 
  • Large Caps statt Small Caps
  • niedriges Beta statt hohem Beta 

 

Quelle: Bloomberg Index Services Limited. BLOOMBERG® ist eine Handels- und Dienstleistungsmarke von Bloomberg Finance L.P. und seinen Tochtergesellschaften (zusammen „Bloomberg“). Bloomberg oder seine Lizenzgeber besitzen alle geistigen Eigentumsrechte an den Bloomberg-Indizes. Bloomberg hat dieses Dokument weder bestätigt noch genehmigt, garantiert weder die Richtigkeit noch die Vollständigkeit irgendeiner hierin enthaltenen Information, gibt keine explizite oder implizite Garantie im Zusammenhang mit den daraus gezogenen Schlüssen und schließt im größten nach anwendbarem Recht zulässigen Umfang jedwede Haftung oder Verantwortung für Schäden aus, die im Zusammenhang mit diesen Informationen entstehen.

Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

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