Global Credit: Risikoabbau und weltweite Diversifikation
Autor
Owen Murfin, CFA
Institutional Portfolio Manager
Im Überblick
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Attraktiv und defensiv
Anleihen haben zwei wichtige Risiken: das Durations- bzw. Zinsänderungsrisiko und das Kreditrisiko. Bei internationalen Credits sind beide niedriger als bei US-Credits. Mit etwa 572 liegt die Duration Times Spread (DTS) internationaler Investmentgrade-Unternehmensanleihen unter der von US-Titeln. Auch die Duration internationaler Credits scheint uns ausgewogen – sie ist kürzer bei Staatsanleihen, aber noch immer lange genug, um vor höheren Rezessionsrisiken zu schützen.
Internationale Diversifikation hat sich aus unserer Sicht bewährt. Wenn die Glaubwürdigkeit der Politik, vor allem in den USA, ein so großes Thema ist wie heute, scheint internationale Diversifikation sinnvoll. Naturgemäß ist das internationale Credit-Universum sehr viel größer und stärker nach Ländern diversifiziert als das amerikanische. Es enthält Titel aus den USA, Europa, anderen Industrieländern und den Emerging Markets. Mit Global Credit lassen sich Staatsanleihen diversifizieren, sodass man sich bis zu einem gewissen Grad vor den für viele Anleger so wichtigen Haushaltsrisiken schützen kann. In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass eine zu hohe US-Gewichtung Schwierigkeiten machen kann, zumal der Dollar abwertet. Außerdem bietet ein größeres Anlageuniversum mehr Alphachancen durch Einzelwertauswahl, enthält es doch Papiere mit oft sehr unterschiedlichen Kreditprofilen. Wie Abbildung 2 zeigt, besteht die Assetklasse Global Credit aus deutlich mehr als 2.000 Titeln mit zusammen fast 13 Billionen US-Dollar Marktwert. Viele Emittenten haben Anleihen in unterschiedlichen Währungen begeben, sodass Anleger auch hier Bewertungsunterschiede nutzen können.
Trotz der schwierigen Weltwirtschaftslage bleiben wir für Global Credit optimistisch. Natürlich hat der anhaltende Handelskrieg die Wachstumserwartungen gedämpft, doch dürften sich die Rezessionsrisiken für die Weltwirtschaft weiter in Grenzen halten. In den USA wird der Wachstumsschock kaum zu einer Rezession führen, zumal der Konsum noch immer stabil ist. In Europa dürften die deutschen Sondervermögen den Wachstumsausblick stärken. Auch die neuen chinesischen Konjunkturmaßnahmen finden wir ermutigend. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik zeigt allmählich Wirkung, was der Konjunktur nur guttun kann. Alles in allem dürfte die Weltwirtschaftslage die Assetklasse weiter stützen.
Was bedeutet das für Anleger?
Die Assetklasse profitiert von guten Fundamentaldaten, attraktiven Bewertungen und einer guten Markttechnik. Trotz des schwierigeren Konjunkturumfelds bleiben die Fundamentaldaten für amerikanische Investmentgrade-Anleihen gut. Auch europäische Investmentgrade-Anleihen bleiben sehr stabil, auch wegen der hohen Gewinne und der gut gefüllten Kassen der Unternehmen.
Auch unser Emerging-Markets-Team schätzt seine Märkte aus fundamentaler Sicht optimistisch ein. Gemessen an der Rendite von zurzeit 4,6% scheinen die Bewertungen attraktiv; die Rendite liegt im 78. Perzentil der letzten zehn Jahre. Hinzu kamen in den letzten Monaten hohe Mittelzuflüsse – vor allem in die europäischen Emerging Markets, eine Folge der Zinssenkungen. Auch wenn die Marktrenditen noch immer eher hoch sind, wurden viele neue Titel begeben und von Investoren stark nachgefragt. Emittenten konnten ihren Finanzbedarf decken; die Refinanzierungsrisiken hielten sich in Grenzen.
Aufgrund der hohen Unsicherheit und der bisweilen geringen Risikoprämien von Credits achten wir auf nicht zu hohe Portfoliorisiken. Die Spreads haben sich zuletzt zwar etwas ausgeweitet, sind aber im Vergangenheitsvergleich immer noch eng. Nach wie vor wollen wir Unternehmen und Branchen mit fundamentalen Risiken meiden, egal ob sie durch einzelwertspezifische Faktoren, langfristige Herausforderungen oder eine zu risikobereite Geschäftsleitung entstehen. Wichtig ist für unseren Investmentprozess auch die aktive Asset-Allokation. Zuletzt hat das Team zwar verstärkt auf eurodenominierte Titel gesetzt, doch boten die jüngsten Verzerrungen aufgrund der Trumpschen Zollpolitik die Chance zu taktischen Umschichtungen in die USA und (mit Einschränkungen) auch nach Kanada. Hier sehen wir beispielsweise Chancen bei Versorgern und REITs. Auf Sektorebene bevorzugen wir generell Finanz-, Energie-, Versorger- und Grundstoffwerte. Dabei geben wir defensiven Teilsektoren den Vorzug – Midstream- sowie Explorations- und Förderunternehmen im Energiesektor, Versicherungen im Finanzsektor und Industriechemikalien im Grundstoffsektor.
Mögliche Chancen
Der weltweit stabile Konsum ist ein interessantes Anlagethema
- Wir rechnen nicht mit einem so schwachen US-Konsum, dass das Land in die Rezession fällt.
- Marktverzerrungen durch Rezessionssorgen könnten bisweilen für interessante Einzelwertchancen sorgen, etwa im Automobilsektor.
- Manche konsumnahe Branchen, etwa Gaming, sind weniger stark von den Zöllen betroffen und können daher interessante defensive Anlagen sein.
Die Spreads liegen weiter dicht beieinander, was die Einzelwertauswahl wichtig macht
- Eine geringe Streuung der Spreads steht oft für Fehlbewertungen auf Subindexebene.
- Umso wichtiger ist die Fundamentalanalyse. Wegen der hohen Unsicherheit am Markt ist die aktive Steuerung von Kreditrisiken wichtig für das Portfolio- und Risikomanagement.
- Mehr Verzerrungen und Fehlbewertungen bedeuten mehr Alphachancen durch eine konsequente Einzelwertauswahl.
Weltweite Anlagen sind attraktiv
- Auf Makro- wie auf Sektorebene haben sich die USA zunehmend von der übrigen Welt entkoppelt.
- Bei einer anhaltenden Dollarschwäche scheinen Anlagen außerhalb der USA sinnvoll.
- Ein größeres Anlageuniversum bietet mehr Alphachancen.
Günstige Markttechnik
- Die Nettoneuemissionen bleiben niedrig. Die hohen Zinsen sind ein Anreiz zum Schuldenabbau.
- Die Assetklasse verzeichnet weiter hohe Mittelzuflüsse, vor allem in Europa, auch wegen der niedrigeren Leitzinsen.
- Mit Global Credit können internationale Investoren weiter Risiken abbauen. Sie können ihre Aktienquote senken und weiter von attraktiven Renditen profitieren. Die Assetklasse ist auch eine risikoärmere Alternative für Anleger mit hohen Investitionen in Private Credit, wo jetzt ein gewisser Gegenwind möglich scheint.
- Die Nachfrage nach Rendite bleibt hoch, was man vor allem am Primärmarkt deutlich sieht.
Mögliche Risiken
Es gibt wichtige weltweite Extremrisiken
- Eine Konjunkturschwäche in den USA und selbst eine weltweite Rezession sind nicht auszuschließen.
- Der Krieg in der Ukraine dauert an; weitere Krisenherde sind Iran und Taiwan.
- Die europäischen Ausgabenprogramme könnten enttäuschen, das Wachstum wäre dann schwächer
Wie stark die Konjunktur nachlässt, hängt von der Höhe und dem Umfang der US-Zölle ab
- In den USA wird das Wachstum nachlassen, und die Inflation wird steigen.
- Außerhalb der USA wird das Wachstum ebenfalls nachlassen, aber hier dürfte die Inflation fallen.
Die Reaktion der Fed hängt von den Auswirkungen auf Inflation und Wachstum ab
- Die US-Zollpolitik wird das Wachstum dämpfen.
Die Kurse bilden diese weltweiten Risiken noch nicht vollständig ab
- Angesichts der derzeitigen Unsicherheit ist eine sorgfältige Credit-Auswahl besonders wichtig, zumal die Spreads recht eng sind.
- Andererseits könnte eine deutliche weltweite Erholung der Anlegerstimmung die Nachfrage nach defensiveren Assetklassen wie Investmentgrade-Anleihen dämpfen.
Wichtige Risikohinweise
Anlagen in Schuldtitel können an Wert verlieren, wenn sich die (tatsächliche oder wahrgenommene) Kreditqualität des Emittenten, Schuldners, Kontrahenten bzw. anderer zahlungsverantwortlicher Personen/Unternehmen oder der zugrunde liegenden Sicherheiten verschlechtert. Wertverluste sind auch bei einer Veränderung der Konjunktur, des politischen Umfelds sowie aus emittentenspezifischen oder anderen Gründen möglich. Bestimmte Anleihenarten können auf diese Faktoren stärker reagieren und sind dadurch volatiler. Hinzu kommen Zinsrisiken (steigen die Zinsen, verlieren Festzinstitel üblicherweise an Wert). Deshalb können die Anteilspreise des Fonds bei steigenden Zinsen fallen, da sich der Wert der Portfoliopositionen an die steigenden Zinsen anpasst.
Emerging Markets können weniger strukturiert, weniger diversifiziert und schlechter reguliert sein. Auch sind die Schwellenländer möglicherweise politisch, sozial und wirtschaftlich weniger stabil als Industrieländer.
Die hier dargestellten Meinungen sind die des Autors/der Autoren und können sich jederzeit ändern. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Empfehlung zum Kauf von Wertpapieren, Aufforderung oder als Anlageberatung verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Diversifi kation garantiert keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.