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Steuersenkungen und Investitionsanreize: Das Wichtigste aus der One Big Beautiful Bill

Das Wichtigste aus der One Big Beautiful Bill (OBBBA)

Am 4. Juli hat Präsident Trump den One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) unterzeichnet, den der Kongress am Vortag verabschiedet hatte. Nach Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO) werden die US-Staatsschulden dadurch in den nächsten zehn Jahren um fast 3,3 Billionen US-Dollar steigen. Bei seinem Vergleich geht das CBO allerdings davon aus, dass der Tax Cuts and Jobs Act (TCJA) von 2017 Ende dieses Jahres wie geplant ausläuft und nicht verlängert wird. Das CBO erwartet auch, dass das Defizit durch den OBBBA in den nächsten zehn Jahren um etwa 508 Milliarden US-Dollar fällt. Die Analysten mögen sich über die langfristigen Auswirkungen des Gesetzes uneins ein, aber eines steht fest: Die amerikanischen Staatsfinanzen sind nicht nachhaltig und könnten sich durch das neue Steuer- und Ausgabengesetz weiter verschlechtern. Langfristig könnte daher die Laufzeitprämie amerikanischer Staatsanleihen steigen; Anleger könnten also für Langläufer einen höheren Renditeaufschlag gegenüber Kurzläufern verlangen. Dieses und nächstes Jahr könnte die Fiskalpolitik durch das neue Gesetz etwas expansiver werden, bevor sie dann restriktiver wird.

Hier sind einige wichtige Regelungen des Gesetzes, die für Anleger interessant sein können:

Körperschaftsteuer

  • Der gesetzliche Körperschaftsteuersatz bleibt zwar mit 21% unverändert, doch kann Betriebs- und Geschäftsausstattung jetzt sofort vollständig und Software über vier Jahre abge-schrieben werden. Beides tritt rückwirkend zum Jahresbeginn in Kraft. 
  • Hinzu kommt die Möglichkeit einer dauerhaften Sofortabschreibung von Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Analysten schätzen, dass der effektive Körperschaftsteuersatz durch diese Maßnahmen auf etwa 12% bis 14% gesenkt wird.
  • Niedrigere effektive Körperschaftsteuersätze fördern meist die Investitionsbereitschaft. Für die Rentabilität und Produktivität der Unternehmen kann das nur gut sein. Eine steigende Produktivität fördert in der Regel das Wirtschaftswachstum. 


Anleger haben die positiven Auswirkungen der neuen Abschreibungs-regelungen auf die Gewinne vielleicht noch nicht vollständig erfasst.

   

Verlängerte und zusätzliche Steuersenkungen

  • Der OBBBA verlängert die Steuersenkungen des TCJA aus dem Jahr 2017 auf unbestimmte Zeit.
  • Die Steuergutschrift für Kinder wird auf 2.200 US-Dollar je Kind erhöht. Hinzu kommt ein Altersentlastungsbetrag von 6.000 US-Dollar, der die Besteuerung staatlicher Renten abfedern soll. Dieser Freibetrag läuft 2028 aus.
  • Ebenfalls steuerfrei bleiben Trinkgelder bis zu 25.000 US-Dollar und Überstunden-vergütungen bis zu 12.500 US-Dollar, sofern bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschritten werden.
  • Der Grundfreibetrag (Standard Deduction) wird bis 2028 auf 15.750 US-Dollar für Alleinstehende und 31.500 US-Dollar für gemeinsam veranlagte Ehepaare angehoben.
  • Jährlich können bis zu 10.000 US-Dollar Zinsen auf Kredite für in den USA gefertigte Autos abgesetzt werden (bei gemeinsamer Veranlagung und einem modifizierten bereinigten Bruttoeinkommen bis 200.000 US-Dollar). Diese Regelung ist ebenfalls bis Ende 2028 befristet. 


Das Gesetz verlängert die Steuersenkungen des TCJA auf unbestimmte Zeit und führt weitere Steuersenkungen ein.

   

Abzugsfähigkeit bundesstaatlicher und lokaler Steuern (SALT)

  • Sofern man nicht die Standard Deduction in Anspruch nimmt, können bundesstaatliche und kommunale Steuern (SALT) seit über 100 Jahren von der Bundeseinkommensteuerschuld abgezogen werden. Diese Regelung gilt aber nicht uneingeschränkt. Mit dem OBBBA wird die Obergrenze für solche Abzüge von 10.000 US-Dollar auf 40.000 US-Dollar erhöht.
  • Ab einem Einkommen von 500.000 US-Dollar für gemeinsam Veranlagte wird die Abzugs-möglichkeit schrittweise verringert; ab 600.000 US-Dollar entfällt sie dann ganz. Diese Grenzen werden jährlich um 1% angehoben, um die Inflation auszugleichen. Wenn ein künftiger Kongress die Regelung nicht verlängert, läuft die höhere Abzugsmöglichkeit in fünf Jahren aus.
  • Die Neuregelung nützt vor allem Bewohnern von Staaten mit hohen Steuern wie Kalifornien, New York und New Jersey.


Die Abzugsfähigkeit soll die Doppelbesteuerung von Einkommen verhindern, die bereits bundesstaatlichen und kommunalen Steuern unterliegen.

   

Höhere Schuldenobergrenze

  • Mit dem OBBA steigt die US-Schuldenobergrenze um 5 Billionen US-Dollar. Anderenfalls würde sie schon im August erreicht.
  • Eine höhere Schuldenobergrenze verhindert einen möglichen Government Shutdown –und damit politischen Streit, der die USA schon so oft an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hat. Durch die höhere Schuldenobergrenze steht auch mehr Geld zur Finanzierung des OBBBA zur Verfügung. Kurzfristig kann aber das Defizit steigen.


Die Staatsschulden sind unter jedem Präsidenten seit Herbert Hoover gestiegen.

   

Maßnahmen zur Defizitbegrenzung

  • Die wichtigsten Kürzungen betreffen das Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP, bis 2008 „Food Stamps“) sowie den Zugang zu Medicaid und den ACA Marketplaces, den staatlich organisierten Online-Krankenversicherungsplattformen. Außerdem werden einige Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge und andere Maßnahmen des Inflation Reduction Act wieder abgeschafft.
  • Um weiterhin Steuergutschriften zu erhalten, müssen Wind- und Solaranlagen bis Ende 2027 den Betrieb aufnehmen.
  • Die Finanzierung des SNAP wird gekürzt; der Bundeszuschuss wird gesenkt, die Arbeitspflicht für Leistungsempfänger wird verschärft und die Bundesstaaten müssen einen höheren Teil der Kosten tragen.
  • Auch bei Medicaid sieht das Gesetz eine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Menschen von 19 bis 64 Jahren vor. Außerdem werden die Bundeszuschüsse gesenkt. Staaten, die undokumentierte Einwanderer zu den ACA Marketplaces zulassen, werden künftig mit Sanktionen belegt.


Etwa 64% der Medicaid-Empfänger von 19 bis  64 Jahren arbeiten bereits, 44% in Vollzeit.

 

 

Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

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