
16 Mai 2025
Märkte begrüßen Entschärfung des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts
Wirtschaft und Märkte aktuell
Von Jamie Coleman
Senior Strategist, Strategy and Insights Group
10. bis 16. Mai 2025
Internationale Aktien legten diese Woche kräftig zu, da sich die Lage im Welthandel entspannte. Die US-Zehnjahresrendite stieg um 4 Basispunkte auf 4,40%; das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verteuerte sich um 1,75 US-Dollar auf 61,95 US-Dollar. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) fiel die Volatilität diese Woche von 22,10 auf 19,35.
Entspannung im Welthandel lässt Aktien steigen
Die erstaunlich ergiebigen Verhandlungen zwischen den USA und China am letzten Wochenende ließen Aktien diese Woche kräftig steigen. Nicht amerikanische Titel erreichten sogar neue Rekordhochs; bei Handelsschluss am Donnerstag notierte der MSCI ACWI ex-US Index um mehr als 18% über dem jüngsten Tief. Zuvor hatten sich China und die USA darauf verständigt, die Anfang April verhängten Zölle und Gegenzölle für 90 Tage weitgehend auszusetzen. Am Donnerstag traf man sich in Südkorea, um die in Genf begonnenen Gespräche fortzusetzen. Die Märkte reagierten schnell. Volkswirte hoben ihre Schätzungen für das amerikanische Wirtschaftswachstum an und halten eine Rezession jetzt für weniger wahrscheinlich. Viele Marktstrategen erhöhten auch ihre Gewinnprognosen in der Hoffnung, dass der Höhepunkt des Handelskriegs hinter uns liegt. Am Donnerstag berichtete Bloomberg, dass sich die USA und die EU auf schnelle Gespräche verständigt hätten. Die EU wolle Zölle und nicht tarifäre Handelshemmnisse senken, verstärkt in den USA investieren und mehr US-Güter kaufen.
Am Freitag ließ Trump dann wissen, dass er „in den nächsten zwei oder drei Wochen“ neue Zollsätze für die amerikanischen Handelspartner festlegen wolle. Die Regierung habe nicht genügend Kapazitäten, um mit allen Handelspartnern eigene Verträge zu vereinbaren. Sie könnten aber gegen die Zölle Widerspruch einlegen, so Trump. Die Verhandlungen mit den größten US-Handelspartnern dauern an.
US-Inflation im April unter Kontrolle
Die amerikanischen Verbraucherpreise sind im April ebenso wie der Kernindex um 0,2% z.Vm. gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg 2,3% bzw. 2,8% ohne Lebensmittel und Energie. 2,3% ist die niedrigste Inflationsrate seit Februar 2021. Die Produzentenpreise sind im April sogar um 0,5% gefallen und lagen damit deutlich unter den Erwartungen. Im Vorjahresvergleich legten sie um 2,4% zu. Insgesamt sprechen Verbraucher- und Produzentenpreise dafür, dass der PCE-Kernindex, der für die Fed wichtigste Preisindikator, im April um etwa 0,15% z.Vm. gestiegen ist. Veröffentlicht wird er am 30. Mai.
Hoffnungen auf ein Nuklearabkommen mit dem Iran dämpfen Ölpreise
Nach Trumps Andeutung, dass die USA kurz vor dem Abschluss eines Nuklearabkommens mit dem Iran stünden und das Land sein Kernwaffenprogramm aufgeben würde, brachen die Ölpreise am Donnerstag ein. Die USA machten der iranischen Delegation am letzten Wochenende einen Vorschlag, den Teheran jetzt prüfen will. Bei einer Einigung dürften die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, sodass das Land sein Öl wieder am Weltmarkt anbieten kann – erstmals, seit die USA die Kernwaffenvereinbarung aus der Obama-Zeit 2018 gekündigt hatten. Vermutlich werden nach dem Treffen Trumps mit dem neuen syrischen Staatschef am Mittwoch in Riad auch die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben.
Im April stiegen die amerikanischen Einzelhandelsumsätze nur um 0,1% und damit weniger stark als erwartet. Die Märzzahlen wurden aber von 1,4% auf 1,7% heraufkorrigiert. Offensichtlich waren im März Käufe vorgezogen worden, um den Zöllen zuvorzukommen.
Kanadas S&P/TSX Composite Index stieg am Donnerstag auf ein neues Rekordhoch.
Im April hielt die Deflation in China an; die Verbraucherpreise fielen um 0,1% z.Vj., und die Produzentenpreise gingen mit 2,7% Minus erneut kräftig zurück. Seit Oktober 2022 sind die Produzentenpreise im Vorjahresvergleich stets gefallen.
Bundeskanzler Friedrich Merz sagte am Mittwoch, dass die Bundeswehr die stärkste Armee Europas werden solle. Außerdem will er Deutschland international wettbewerbsfähiger machen.
Fitch Rating hat das argentinische Länderrating auf CCC+ angehoben.
Die britische Arbeitslosenquote stieg im März leicht um 10 Basispunkte auf 4,5%.
Die Trump-Administration hat erklärt, die Zölle auf geringwertige Warensendungen aus China von 120% auf 54% zu senken – nur Stunden, nachdem sich Washington und Peking auf ein 90-tägiges Zollmoratorium verständigt hatten.
Im April nahm der amerikanische Fiskus Zölle in Höhe von 16,3 Milliarden US-Dollar ein, ein neuer Rekord. Die Zolleinnahmen seit Beginn des laufenden Haushaltsjahres betragen 63,3 Milliarden US-Dollar.
EZB-Direktoriumsmitglied Klaas Knot sagte diese Woche, dass der US-Dollar „weit davon entfernt“ sei, als Weltreservewährung abgelöst zu werden.
Der CEO des amerikanischen Einzelhandelsriesen Walmart nannte den US-Konsum am Donnerstag „stabil“. Er gab aber zu, dass sein Unternehmen nicht alle Zölle übernehmen könne und die Preise erhöhen müsse.
Chinas Handelsbilanzüberschuss gegenüber der EU erreichte im 1. Quartal einen neuen Rekord von 90 Milliarden US-Dollar. Jetzt fürchtet man, dass chinesische Waren in Europa verschleudert werden.
Am Montag unterzeichnete Trump einen Präsidentenerlass, nach dem Pharmaunternehmen verpflichtet sind, in den USA keine höheren Preise zu verlangen als in anderen Ländern. Er gibt den Unternehmen für die nächsten 30 Tage Preisziele vor. Ohne Preissenkungen behalte sich die Regierung weitere Maßnahmen vor.
Im 1. Quartal ist die Euroraum-Wirtschaft wie erwartet um 1,2% z.Vj. gewachsen.
Repräsentantenhaussprecher Mike Johnson hofft, Trumps „One, Big, Beautiful Bill“ (tatsächlich der offizielle Name des Haushaltsgesetzes) noch vor dem Memorial-Day-Wochenende zur Abstimmung stellen zu können. Die republikanischen Abgeordneten sind sich aber noch immer uneins darüber, wie stark die Absetzbarkeit von Bundes-, Staats- und Kommunalsteuern begrenzt werden soll.
Auf einer Nahostreise in dieser Woche gab Präsident Trump milliardenschwere Zusagen von Regierungen und Unternehmen bekannt, die in den USA mehr investieren und kaufen wollen.
Wegen des schwächeren Wirtschaftswachstums senkte die Bank of Mexico ihren Leitzins am Donnerstag um 50 Basispunkte auf 8,5%. Auf ihren letzten drei Sitzungen hat die Notenbank ihren Leitzins um jeweils einen halben Prozentpunkt verringert.
Am Wochenende handelte Trump einen Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan aus. Die Militärführer beider Seiten sprechen jetzt über die nächsten Schritte, damit sich die Lage an der Grenze beruhigt.
Die amerikanischen Baubeginne haben sich im April erholt. Nach einem 10-prozentigen Rückgang im März stiegen sie um 1,6%. Die Baugenehmigungen gingen um 4,7% zurück.
Japans Wirtschaft ist im 1. Quartal annualisiert um 0,7% geschrumpft, das erste Minus seit einem Jahr.
Nachlaufende US-Konjunkturdaten bleiben zwar gut, aber die Stimmungsindikatoren sind weiter schwach. Am Freitag fiel der Konsumklimaindex der University of Michigan auf 50,8, den zweitniedrigsten Wert aller Zeiten. Die 1-Jahres-Inflationserwartungen stiegen hingegen auf 7,3%, den höchsten Wert seit 1981.
Montag: Euroraum-Inflation
Dienstag: kanadische Inflation
Mittwoch: Zinsentscheid der australischen Notenbank, britische Inflation
Donnerstag: vorläufige Einkaufsmanagerindizes (PMIs, weltweit), Verkäufe von Bestandsimmobilien in den USA
Freitag: britische Einzelhandelsumsätze, Verkäufe neuer Immobilien in den USA
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research.