Welche Auswirkungen werden die Zölle voraussichtlich auf das Prudent-Portfolio haben?
Welche Auswirkungen werden die Zölle voraussichtlich auf das Prudent-Portfolio haben?
Seit dem Liberation Day ist das die Frage, die uns von unseren Kunden am häufigsten gestellt wird. Und da jede Woche neue Zölle eingeführt werden, haben wir zwangsläufig viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, welchen Einfluss Zölle auf jede unserer Portfoliopositionen haben könnten.
Als Treuhänder Ihres Kapitals wollen wir Sie so genau wie möglich über die Risiken Ihres Prudent-Portfolios informieren. Zölle machen zurzeit vielen unserer Kunden, Partner und Portfoliounternehmen Sorgen. Deshalb möchten wir Ihnen einen genauen Überblick über mögliche Schwachstellen im Portfolio geben und erläutern, wie wir sie steuern und kontrollieren.
Im Folgenden finden Sie eine kurze Einschätzung zu den wichtigsten Sektoren, in die das Portfolio investiert ist (Stand 30. Juni 2025).
Finanzen (ohne Banken)
Der Sektor Finanzen (ohne Banken) hat derzeit den größten Anteil am Portfolio. Hier sind unsere größten Positionen:
- Euronext, die größte europäische Aktienbörse
- Deutsche Börse, Europas wichtigster Platz für Handel und Clearing von Zinsderivaten
- Brasil, Bolsa, Balcão (B3), die einzige Aktienbörse Brasiliens und der größte Handelsplatz des Landes für alle anderen Arten börsennotierter Wertpapiere
- S&P Global, die internationale Kreditrating-Agentur und Eigentümer des S&P 500 Index
Die Börsen (Euronext, Deutsche Börse und B3) sind in der Regel regionale Monopolisten und wenig vom grenzüberschreitenden Handel von Gütern und Dienstleistungen betroffen. Interessanterweise scheinen die Zollankündigungen von Präsident Trump als Zweitrundeneffekte für einen Anstieg der Volatilität an den Finanzmärkten zu sorgen (was zu mehr Handelsaktivitäten führt) und Mittelabflüsse aus den USA nach Europa zu bewirken. Dies ist vermutlich kein Dauerzustand, aber kurzfristig haben die Börsen, in die wir investiert sind, indirekt von den angekündigten US-Zöllen profitiert.
B3 dürfte zudem kaum direkt von Zöllen betroffen sein, aber möglicherweise könnten sehr hohe Zoll-androhungen gegen Brasilien kurzfristig zu einer Kapitalflucht aus dem Land führen. Dann würden die Handelsvolumina sinken, und die Währung wäre eine Zeit lang schwächer. Langfristig sehen wir aber nur wenig direkten Einfluss der US-Zölle auf das Geschäft von B3.
Auch S&P Global dürften die Zölle vermutlich kaum etwas anhaben. Unternehmen werden weiter Anleihen begeben wollen. Diese Anleihen brauchen Ratings, und das weltweite Rating-Geschäft wird weitgehend von zwei Unternehmen dominiert: S&P Global und Moody’s. Wir sehen keinen Grund, dass sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändert.
Online-Kleinanzeigen
Dies ist der zweitgrößte Sektor im Portfolio. Investiert sind wir hier in Rightmove (den britischen Quasi-Monopolisten für Wohnimmobilienanzeigen), Scout24 (den entsprechenden Monopolisten in Deutschland) und AutoTrader, das in Großbritannien etwa 75% Anteil am Markt für Autoanzeigen hat.
Wie bei den Börsen und S&P Global gilt auch hier, dass die Unternehmen regionale Monopole in wachsenden Märkten sind und unregulierte Preismacht haben. Zölle werden am Ende zwar das Weltwirtschaftswachstum belasten. Ein Einfluss darauf, wie viele Menschen ihre Häuser in Groß-britannien und Deutschland online zum Verkauf anbieten oder wie viel Rightmove oder Scout24 für diese Anzeigen verlangen können, ist aber sehr unwahrscheinlich.
Onlinemarketing
Im Sektor Onlinemarketing sind wir in Alphabet (Eigentümer von Google und YouTube) und Meta (Eigentümer von Facebook, Instagram und WhatsApp) investiert. Sie sind die beiden größten Online-Werbeplattformen der Welt.
Niemand weiß, was noch alles geschieht, aber möglicherweise sind die Geschäfte dieser beiden Unter-nehmen von den angekündigten Zöllen betroffen. Beispielsweise könnte die Nachfrage nach den Produkten chinesischer Unternehmen sinken, die ihre Waren direkt an US-Endkunden verkaufen, sodass sie die aktuellen Preise für Werbung auf Google Shopping oder Facebook/Instagram nicht mehr zahlen wollen.
Vielleicht noch wichtiger ist, dass Länder wie die EU eine Steuer auf digitale Dienstleistungen erheben könnten, die diese enorm rentablen Unternehmen im europäischen Binnenmarkt vertreiben.
Beides sind Risiken, die wir zurzeit genau im Auge behalten.
Reisen
In der Reisebranche sind wir vor allem in zwei Unternehmen investiert: Booking.com und Amadeus.
Booking.com ist das weltweit größte Online-Reisebüro. In den meisten seiner Märkte ist es Monopolist oder Duopolist. Das Unternehmen erhält einen bestimmten Prozentsatz an Provision für jede Hotel-buchung, die über seine Plattform erfolgt.
Amadeus bietet Software für internationale Fluggesellschaften und wickelt über 50% des gesamten Flugreiseverkehrs außerhalb Chinas ab. Das Unternehmen erhält eine kleine Gebühr für jeden Passagier, dessen Reise über seine Software abgewickelt wird. Auch hier handelt es sich um ein Quasi-Monopol in wachsenden Märkten ohne Preisregulierung.
Da die Umsätze beider Unternehmen vor allem von der weltweiten Reiseaktivität abhängen – bei Amadeus der Zahl der Flugreisenden, bei Booking.com der Zahl der gebuchten Hotelübernachtungen – und Zölle darauf vermutlich keinen direkten Einfluss haben, dürften beide immun sein.
Luftfahrt und Verteidigung
Unsere wichtigsten Positionen in diesem Sektor sind Safran und Thales.
Über CFM, sein Joint Venture mit General Electric, baut Safran 75% aller Motoren für Schmalrumpf- flugzeuge weltweit. Es ist davon auszugehen, dass für wesentliche Teile des Luft- und Raumfahrt- sektors Ausnahmen von den Zöllen gelten. Falls nicht, dürfte Safran aufgrund seiner monopol-ähnlichen Stellung und unregulierten Preismacht in der Lage sein, den größten Teil zollbedingter Kosten an seine Kunden weiterzugeben.
Thales ist ein spezialisiertes Verteidigungsunternehmen und der einzige Anbieter einiger Komponenten für bestimmte Waffensysteme, beispielsweise den Rafale-Kampfjet. Seine Umsätze erzielt es vorwiegend außerhalb der USA, sodass die Auswirkungen von Zöllen aus unserer Sicht minimal wären. Im Gegenteil: Wenn man bedenkt, wie sehr die aktuelle Politik Länder verärgert, die zurzeit Waffen aus den USA kaufen, könnte Thales sogar von Zöllen profitieren.
Gesundheit
Unsere beiden wichtigsten Gesundheitspositionen sind bioMérieux und Agilent.
BioMérieux kontrolliert etwa 70% des Marktes für Geräte für die Molekulardiagnostik, wobei die USA sein größter Markt sind. Deshalb wird das Unternehmen wahrscheinlich von Zöllen betroffen sein.
Agilent ist ein in den USA ansässiges Unternehmen, zählt zu den führenden Anbietern von Lifesciences-Instrumenten und führt den Markt im Bereich Gaschromatografie an. Der chinesische Markt ist sehr wichtig für Agilent, was es anfällig für Gegenzölle auf Einfuhren nach China macht. Allerdings wird ein großer Teil der dort verkauften Produkte bereits in Asien hergestellt, sodass sich die Auswirkungen solcher Gegenzölle in engen Grenzen halten dürften.
Beide Unternehmen haben erhebliche Preismacht, und beide Positionen sind im Vergleich zum Gesamtvolumen des Portfolios klein. Deshalb hoffen wir, dass sie mögliche Zölle größtenteils weitergeben können.
Baustoffe
Unsere wichtigsten Positionen in dieser Branche sind Howdens Joinery (ein vertikal integrierter B2B- Anbieter von Küchen mit Sitz in Großbritannien), Legrand (ein führender Anbieter elektrischer Nieder- spannungskomponenten) und James Hardie (der Marktführer im Bereich Faserzementprodukte in den USA).
Weil Baustofflieferanten in der Regel verschiedene Materialien (wie Chemikalien, Komponenten usw.) zur Herstellung ihrer Endprodukte importieren, dürfte der Sektor einige Auswirkungen der Zölle zu spüren bekommen, zumindest in Form höherer Inputkosten.
Aber alle drei Unternehmen haben starke Marktpositionen und verfügten bislang über große Preismacht. Wir hoffen deshalb, dass sie den möglichen zollbedingten Anstieg der Inputkosten und andere finanzielle Auswirkungen größtenteils an ihre Kunden weitergeben können.
Telekommunikation
Hier ist die Lage eindeutig. Wir sind in zwei Telekommunikationsunternehmen investiert, und beide sind jeweils vorwiegend in einem Land aktiv. Hellenic Telecommunications ist der führende Anbieter in Griechenland (beste Netzabdeckung, bestes Mobilfunkmastnetz sowie bestes Breitband- und Glasfasernetz), während INWIT das größte und weitreichendste Mobilfunkmastnetz in Italien besitzt und betreibt.
Für sie dürften Zölle weitgehend irrelevant sein.
Transport und Logistik
Unsere wichtigsten Anlagen in diesem Sektor sind Canadian National Railway und Knorr-Bremse.
Zollbedingte Rückgänge des Handelsvolumens zwischen den USA und Kanada oder des Volumens der über kanadische Häfen in die USA eingeführten Waren aus Asien wären ein Nachteil für Canadian National Railway. Das Geschäft würde zwar nicht wegbrechen, aber kurzfristig würden sinkende Volumina das künftige Umsatzwachstum sicherlich belasten.
Knorr-Bremse bietet vor allem Bremssysteme für Züge. In diesem Bereich ist das Unternehmen Markt-führer und kontrolliert etwa 50% des globalen Marktes für Zugbremssysteme. Knorr-Bremse hat nicht nur Preismacht, sondern ist auch ein internationales Unternehmen, das seine Produkte häufig in der Nähe seiner Kunden herstellt. Deshalb halten wir die Auswirkungen von Zöllen auf sein Geschäft für minimal.
Halbleiter
Zurzeit sind wir in dieser Branche vor allem in Samsung investiert, ein koreanisches Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen am internationalen Markt für DRAM-Speicher. Einige Geschäftsbereiche von Samsung könnten von Zöllen betroffen sein; aber zurzeit sieht es so aus, als würde seine wichtigste Sparte – Speicherchips – am Ende ganz oder teilweise von Zollerhöhungen ausgeschlossen.
Software und Unternehmensdienstleistungen
Im B2B-Bereich sind wir vor allem in die Sage Group PLC und Edenred investiert.
Sage ist in Großbritannien ansässig und bietet Buchhaltungsprogramme und Enterprise-Resource-Planning(ERP)-Software für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU). Es hat zahlreiche Kunden in den USA. In Nordamerika erzielt Sage etwa 45% seiner Umsätze. Zölle hätten Auswirkungen auf seine KMU-Kunden, aber weil sich Trump eher auf Produkt- als auf Softwareeinfuhren in die USA konzentriert, hoffen wir, dass sich die Folgen von Zöllen für Sage in Grenzen halten.
Edenred ist ein Anbieter eines geschlossenen Zahlungsabwicklungssystems und vor allem in Europa und Südamerika aktiv. Die Natur seines Geschäfts und die geografische Ausrichtung dürften dafür sorgen, dass Zölle kaum direkten Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens haben.
Einzelhandel und Konsumgebrauchsgüter
In diesen Sektoren sind wir vor allem in drei Unternehmen investiert:
- Zalando, Betreiber der größten Online-Modehandels- und E-Commerce-Plattform Europas
- Jerónimo Martins, Betreiber der größten und günstigsten Supermarktkette Polens
- Nintendo, den berühmten japanischen Hersteller von Videospielen und Spielekonsolen
Zalando und Jerónimo sind in erster Linie Zwischenhändler. Sie kaufen Produkte anderer Unternehmen und verkaufen sie an Endkunden weiter. Bei beiden Unternehmen sind größere Auswirkungen von Zöllen unwahrscheinlich.
Bei Nintendo ist das anders. Die USA sind der größte Einzelmarkt des Unternehmens. Hier erzielt es in der Regel etwa 40% seiner Umsätze. Zölle gegen Japan und Vietnam, wo Nintendo hauptsächlich produziert, würden das Unternehmen in die unangenehme Lage bringen, entweder die Preise für seine Konsolen und physischen Datenträger seiner Spiele zu erhöhen oder die zollbedingten Zusatzkosten selbst zu tragen, was Folgen für seine Gewinnmargen hätte. Verschärft wird die Situation noch davon, dass Nintendo zwar immer mehr Software in digitaler Form verkauft (die von den zurzeit angekündigten Zöllen ausgeschlossen ist), aber gerade erst die Konsole Nintendo Switch 2 an den Markt gebracht hat. Das bedeutet, dass seine Umsätze mit US-Einfuhren physischer Produkte ausgerechnet jetzt steigen dürften.
Warum haben wir Nintendo denn dann nicht verkauft? US-Zölle mögen die Rentabilität der Hardware-umsätze von Nintendo kurzfristig belasten, aber die langfristige Rentabilität des Unternehmens hängt davon ab, wie viele Menschen weltweit eine Nintendo-Konsole haben und wie viel Geld sie über diese Konsole für Software in digitaler Form ausgeben werden. Anders gesagt, hängt der Erfolg des Unternehmens von der Größe seines Kundenstamms und davon ab, inwieweit die Nutzer bereit und fähig sind, Software zu kaufen – entweder von Nintendo (Spiele, die vom Unternehmen selbst entwickelt und verkauft werden) oder anderen Anbietern, die ihre Software über die Nintendo-Plattform vertreiben. Zur Erklärung sei hinzugefügt, dass Nintendo eine Plattform- oder Lizenzgebühr erhält, wenn Kunden über die Switch das Spiel eines Drittanbieters kaufen. Die Bruttomarge der zusätzlichen Softwarekäufe von Nintendo liegt deshalb etwa bei 90% bis 100% und ist damit deutlich höher als die Marge der Hardwareumsätze des Unternehmens.
Trotz der Zollankündigungen scheint die Nintendo Switch 2 auf dem besten Wege, die erfolgreichste Konsole aller Zeiten zu werden. Viele Händler in zahlreichen Ländern sind bereits ausverkauft und können auch keine Bestellungen mehr entgegennehmen. Langfristig, also auf Sicht von drei bis fünf Jahren, erscheinen uns diese guten Nachrichten relevanter als mögliche kurzfristige zollbedingte Belastungen der Umsätze mit den Konsolen.
Fazit
Die Zukunft ist schwer zu prognostizieren, aber aus unserer Sicht kann man sich darauf vorbereiten. Auch die Folgen von Zöllen sind nicht vorherzusagen, aber wir sind überzeugt, dass der überwiegende Teil des Prudent-Portfolios gegen die direkten Auswirkungen immun sein und von unserem umsichtigen Ansatz profitieren dürfte.
Als langfristige Investoren schauen wir nach vorn und setzen weiter auf Disziplin und Diversifikation. Wir halten Anlagen in Unternehmen mit langfristig stabilen Geschäftsmodellen für sinnvoll – in Firmen, die dauerhafte Cashflows erzielen und deren Management langfristig denkt. So lassen sich attraktive risikoadjustierte Erträge für unsere Kunden erzielen.
Die hier dargestellten Meinungen sind die von MFS und können sich jederzeit ändern.
Bitte beachten Sie, dass es sich um ein aktiv gemanagtes Produkt handelt.
Die Einschätzungen sind die des Managementteams des MFS Meridian® Funds – Prudent Capital Fund und können sich jederzeit ändern. Sie entsprechen nicht unbedingt den Einschätzungen von MFS oder von anderen Mitarbeitern von MFS.
Die Erwähnung von Wertpapieren und/oder Sektoren in diesem Dokument sollte nicht als Empfehlung oder Aufforderung betrachtet werden, sie zu kaufen, zu verkaufen oder zu halten. Dieses Informationsmaterial richtet sich ausschließlich an Anlageexperten und sollte von anderen Personen nicht verwendet werden.