
Mai 2025
Aktienthemen des Monats
Wir analysieren Trends und Entwicklungen an den Aktienmärkten weltweit.
1. Marktumfeld
Nach Corona war die Wirtschaft recht stabil, aber jetzt droht den USA eine Konjunkturdelle – eine vorübergehende Schwäche aufgrund von Zöllen, Einwanderungsrestriktionen und niedrigeren Staatsausgaben. Manche dieser Maßnahmen könnten zunächst preistreibend wirken und einen Inflationsschock auslösen, der aber wegen fallender Energiepreise und eines möglichen Nachfragerückgangs wohl nur von kurzer Dauer ist.
2. Signale richtig deuten
Erste Signale mahnen jetzt zur Vorsicht.Der zuletzt wieder deutlich geringere Fracht-verkehr aus China und das rekordverdächtige US-Handelsbilanzdefizit sprechen dafür, dass Käufe vorgezogen und Lager frühzeitig aufgefüllt wurden. Frühindikatoren wie das Konsumklima und die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie liegen klar im Minus. Das extreme Handelsbilanzdefizit legt nahe, dass die guten Konjunkturdaten auch mit vorgezogenen Käufen in Erwartung steigender Preise zu tun haben.
Die vollen Auswirkungen der Trump’schen Politik auf Dienstleistungen und andere Wirtschaftssektoren sind noch unklar. Hier warten wir auf weitere Signale der Politik.
3. Der unerwünschte Angebotsschock
Das Negativszenario für die USA könnte ein starker Angebotseinbruch sein. Angebots-schocks sind meist schädlicher als Nachfrageschocks, weil sie die gesamte Lieferkette betreffen. Viele Unternehmen ziehen ihre Gewinnausblicke zurück, ein Euphemismus für „Wir tappen im Dunkeln“. Manche präsentieren auch mehrere Alternativszenarien. Dieser konservative Ansatz steht nicht unbedingt für Pessimismus, aber doch für eine rationale Reaktion auf ein unberechenbares Umfeld. Das ist wichtig, weil Beschäftigung und Investitionen von den Gewinnen abhängen und beides nötig ist, damit die Wirtschaft wächst. Letztlich brauchen Unternehmen Klarheit, um sich zu umfangreichen Investitionen oder Neueinstellungen zu entschließen.
Nach vielen Jahrzehnten des Finanzmanagements und der Lieferkettenoptimierung sind die Unternehmen heute so rentabel wie noch nie. Billigimporte haben den Lebensstandard steigen lassen, und die Unternehmen investierten ihre Gewinne im Ausland. All das wird jetzt infrage gestellt. Eine solche grundlegende Änderung dürfte kaum ohne Folgen bleiben.
4. Optimistische Bewertungen trotz Unsicherheit
Am Markt scheint man mit einer vollständigen Rücknahme der Zölle zu rechnen. Trotz der Unsicherheit über ihre Dauer und Höhe notiert der S&P 500 fast wieder so hoch wie vor dem 2. April. Die Gewinnwachstumserwartungen für 2025 wurden zwar herunterkorrigiert, sind aber mit etwa 9% noch immer hoch. Für Risikofaktoren halten wir die hohen Bewertungen, die weniger optimistische Anlegerstimmung und die eher reaktive (statt strategische) Politik. Eine schlechte Marktstimmung ist meist eine Kaufgelegenheit – aber nur, wenn die Bewertungen niedrig sind, was zurzeit nicht der Fall ist. Nach wie vor könnten neben China auch andere Länder Revanchezölle verhängen. Und selbst wenn ein Großteil der Zölle und Gegenzölle wieder zurückgenommen wird, haben sie erst einmal Schaden angerichtet. Die Kurse bilden das unserer Ansicht nach bislang nur unzureichend ab.
Manche Aktien profitieren aber vom schwächeren Dollar; schließlich erzielen die S&P-500- Unternehmen etwa 40% ihrer Gewinne im Ausland. Noch warten wir auf ein wachstums-freundliches US-Haushaltsgesetz, das etwa die sofortige Abschreibung neuer Fabriken, Maschinen und Gebäude statt der üblichen Abschreibung über die Lebensdauer vorsieht.
Trotz der vielen möglichen Entwicklungen scheint der Markt zurzeit recht zuversichtlich und zukunftsoptimistisch. Die politische Entwicklung ist zwar unklar, aber ein wichtiger Indikator ist die Arbeitslosenquote. Ein deutlicher Anstieg wäre ein Warnsignal für Aktieninvestoren, könnte er doch eine geringere Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen signalisieren. Genau im Blick behalten sollte man auch die Credit Spreads, spricht eine Ausweitung doch für schwächere Unternehmensfinanzen.
5. Strategische Positionierung: In transparente Titel investieren
In unserem Basisszenario gehen wir von einer volatilen Seitwärtsbewegung aus, solange die Politik nicht berechenbarer wird. Noch kann sich mit nur einem Tweet alles zum Besseren oder Schlechteren wenden. Wegen des auf kurze Sicht unklaren Marktausblicks sollte man nicht so viel darüber spekulieren, was die Fed oder das Weiße Haus als Nächstes tun. Stattdessen sollte man mehr auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen achten und überlegen, welche Firmen hinreichend stabil sind. Interessant könnten Firmen mit Preismacht, soliden Finanzen und einem flexiblen Geschäftsmodell sein. Hoch verschuldete Unternehmen sollte man unserer Ansicht nach besser meiden, vor allem in konjunktursensitiven Sektoren. Marktvolatilität lässt sich gegebenenfalls nutzen, um die Portfolioqualität zu verbessern. Auch sollte man seine Annahmen zu Gewinnerwartungen, Gewinnmargen, Schuldendienstfähigkeit und Investitionsplänen Stresstests unterziehen.
6. Fazit: Nutze die Unsicherheit, statt sie zu fürchten
Ein massiver Markteinbruch ist nicht in Sicht. Wir erleben weder eine neue Pandemie noch eine neue Weltfinanzkrise. Dennoch müssen Anleger ihre Gewinnerwartungen und Lieferkettenannahmen überdenken und prüfen, welche Unternehmen der nachlassenden Globalisierung und dem schwierigeren Umfeld etwas entgegenzusetzen haben. Man muss die Unsicherheit nutzen, statt sich davor zu fürchten. Dann ist auch ein weiterer Vermögens-aufbau möglich. In der derzeitigen Lage können sich disziplinierte Anlagestrategien mit einem Schwerpunkt auf langfristigem Wachstum anbieten – Strategien, die auf Qualität und Stabilität setzen statt auf schnelles Geld. Aktienanlagen waren noch nie wirklich sicher. Umso wichtiger sind klare Überzeugungen in unsicheren Zeiten.
Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden.
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