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Kapazitätsmanagement bei Anleihen: Alphachancen bewahren

Das Kapazitätsmanagement ist eine Schlüsselkomponente einer kundenorientierten Philosophie und eines aktiven Managementansatzes für Anleihen-Portfolios.

Im Überblick

  • Kapazitätsmanagement ist ein wesentlicher Teil des Investmentprozesses.
  • Um die Alphachancen unserer Kunden nicht zu gefährden, prüfen wir bei MFS konsequent die Kapazität unserer Strategien.
  • Kapazitätsmanagement gehört für uns zum Risikomanagement. Wir prüfen die Kapazität jedes halbe Jahr systematisch, zusammen mit anderen Portfoliorisiken.
  • Zu unserem Kapazitätsmanagement-Ansatz zählen quantitative Analysen, qualitative Einschätzungen sowie zusätzliche Überlegungen, die das Portfolio nur indirekt betreffen.
  • Die Steuerung des Volumenzuwachses der Strategie MFS Emerging Markets Debt seit 2010 zeigt beispielhaft, was Kapazitätsmanagement für uns bedeutet..

Kapazitätsmanagement ist wesentlich für eine kundenorientierte Anlagephilosophie. Um die Interessen unserer Kunden zu schützen und Strategien falls nötig für Neuanlagen zu schließen, beobachten und prognostizieren wir das Wachstum des verwalteten Vermögens. Sorgfältiges Kapazitätsmanagement soll gewährleisten, dass unsere Strategien ihren Zielen treu bleiben und für unsere Kunden kontinuierlich Alpha erzielen können. Die Vergütung unserer Investmentexperten richtet sich danach, ob sie Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Das verwaltete Vermögen spielt keine Rolle.

Systematisch analysieren und beobachten wir die Kapazität jedes einzelnen Anlageprodukts. Dazu nutzen wir eine Kombination aus quantitativer Analyse und qualitativen Einschätzungen. Hinzu kommen Überlegungen, die nicht unbedingt das Portfolio betreffen – sondern die Diversifikation unseres Unternehmens, die Möglichkeiten der Ideenentwicklung und die Anforderungen an den Kundenservice (Abbildung 1). Um die Kapazität eines Produkts zu prognostizieren und Neuanlagen gegebenenfalls zu beschränken, betrachten wir produktübergreifend Limits und Positionen, Liquidität, Handelsvolumina, Transaktionskosten, unbeabsichtigte Stiländerungen und die zeitliche Kapazität unserer Investmentexperten.

Weil uns ein kontrolliertes Volumenwachstum wichtig ist, haben wir schon oft Produkte für Neuanlagen geschlossen. Indem wir die Flexibilität unserer Investmentexperten sichern, wollen wir die Interessen unserer Kunden (und potenziellen Kunden) schützen. Unsere Experten sollen optimale Voraussetzungen für überdurchschnittliche risikoadjustierte Erträge haben. Kapazitätsmessung und Kapazitätssteuerung tragen dazu bei. 

Grundsätze

Unser Kapazitätsmanagement beruht auf folgenden Grundsätzen:

Schutz der Kundeninteressen: Kapazitätsmanagement ist uns wichtig, weil der Kunde bei uns im Mittelpunkt steht. Es hilft uns, unsere Anlagestrategie konsequent umzusetzen und dauerhaften Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Dazu überprüfen wir die Produktkapazität kontinuierlich und steuern sie sorgfältig. Vor allem wollen wir verhindern, dass unsere bisherigen Kunden aufgrund von Kapazitätsengpässen höhere Kosten und eine schwächere Performance hinnehmen müssen.

Anreizkompatible Vergütung: Die Mitglieder unserer Investmentteams werden nicht für ein hohes verwaltetes Vermögen belohnt, sondern dafür, was sie für das Unternehmen leisten. Entscheidend sind hier die langfristige Investmentperformance und die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen. Passende Anreize sollen sicherstellen, dass ihre Ziele mit denen der Kunden übereinstimmen und die langfristige Portfolioperformance optimal ist. Wir halten das für überaus wichtig, damit unsere Investmentexperten  kein zu starkes Volumenwachstum anstreben. Eher ist das Gegenteil der Fall.

Kapazitätsmanagement ist Risikomanagement: Für uns ist Kapazitätsmanagement Teil des Risiko-managements. Wir analysieren die Kapazität ganzheitlich, zusammen mit anderen Risikofaktoren. Halbjährlich prüfen wir bei MFS umfassend die Risiken aller Strategien. Es folgen Gespräche zwischen Portfoliomanagern und den Mitgliedern des Investment Management Committee (IMC). Hier können alle Mitglieder des Investmentteams und des IMC Kapazitätsfragen ansprechen. 

 

Sorgfältiges Kapazitätsmanagement soll gewährleisten, dass unsere Strategien ihren Zielen treu bleiben und für unsere Kunden kontinuierlich Alpha erzielen können.

Quantitatives Kapazitätsmodell

Quantitative Modelle sind wichtig, um die Kapazität von Anleihenstrategien zu beurteilen. Unter Berücksichtigung von Faktoren wie der Eigentümerstruktur einer Anleihe oder der Überschneidung unterschiedlicher Anlageprodukte prognostizieren wir die Kapazität. Stets werden Sensitivitätsanalysen durchgeführt, sodass die quantitative Analyse mehrdimensionale Kapazitätsschätzungen liefert.

Durch das Kapazitätsmodell können wir besser erkennen, ob wir die Portfoliostruktur bei einem wachsenden verwalteten Vermögen beibehalten können oder nicht. Es ermittelt also das maximale Volumen einer Strategie bei der aktuellen Positionierung. Mögliche Kursgewinne bleiben dabei ebenso unberücksichtigt wie denkbare Umschichtungen oder Reaktionen der Portfoliomanager auf Kapazitätsengpässe.

Obergrenzen für die Beteiligung an einem bestimmten Wertpapier oder Emittenten werden zunächst für MFS insgesamt definiert. Das ist nötig, weil wir unterschiedliche Strategien managen und manche Titel in verschiedenen Strategien enthalten sind. Wir müssen daher schätzen, wie sich der Bestand an einem Wertpapier auf die einzelnen Produkte verteilt und wie viele Wertpapiere zusätzlich gekauft werden müssen, wenn das verwaltete Vermögen wächst.

Qualitative Einschätzung

Diese Analyse kann zu höchst unterschiedlichen Kapazitätsschätzungen führen, vor allem, weil die Modell-ergebnisse stark von den Annahmen abhängen (etwa zum Zeitbedarf für den Aufbau oder Verkauf einer typischen Position oder zu Überschneidungen der Strategien). Bei Anleihenstrategien sind qualitative Einschätzungen der Portfoliomanager und Händler besonders wichtig. Sie betreffen etwa die Frage, wie leicht eine bestimmte Strategie umgesetzt werden kann und wie leicht es fällt, ihren Investmentstil beizubehalten.

Bei den halbjährlichen Risikoüberprüfungen können Mitglieder des Investmentteams oder leitende Manager auf drohende Kapazitätsengpässe hinweisen und entsprechende Fragen stellen. Die in den Sitzungen präsentierten Risikokennzahlen liefern zusätzliche Informationen, um Risikoprofil, Eigenschaften und Performance eines Portfolios beurteilen zu können. So werden die quantitativen Kapazitätsschätzungen qualitativ überprüft.

Zusätzliche Überlegungen
Bei der Kapazitätseinschätzung werden folgende zusätzliche Überlegungen berücksichtigt:

Ideenentwicklung

  • Unsere internationale Researchplattform ist entscheidend für die Entwicklung von Anlageideen.
  • In den letzten Jahren wurde sie gestärkt und ausgebaut, um weltweit mehr Chancen nutzen zu können. 
  • Je mehr Wertpapiere wir beobachten, desto größer kann die Kapazität von MFS insgesamt sein.

Unternehmensdiversifikation

  • Bei Kapazitätsanalysen spielt auch die Diversifikation auf Unternehmensebene eine Rolle.
  • Wir glauben, dass Diversifikation für langfristige Stabilität sorgt, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Diversität der Belegschaft.
  • Daher mindern wir gezielt Geschäftsrisiken aufgrund einer hohen Produktkonzentration.

Zeitrestriktionen der Investmentexperten

  • Bei der Kapazitätsanalyse spielt auch eine Rolle, welche Aufgaben unsere Investmentexperten neben dem Portfoliomanagement erfüllen müssen. 
  • Der Kundenkontakt obliegt in erster Linie institutionellen Portfoliomanagern und Produktspezialisten, damit sich die Investmentexperten auf das eigentliche Portfoliomanagement konzentrieren können. Bei einem wachsenden Geschäft müssen aber auch sie oft Marketing- und Client-Service-Aufgaben übernehmen.

Entscheidungen über Produktschließungen
Auf dieser Grundlage werden Produkte für Neuanlagen geschlossen, wenn das verwaltete Vermögen zu stark gewachsen ist. Das dient den Interessen unserer bisherigen und künftigen Kunden. Es nützt ihnen, wenn die Investmentteams flexibel bleiben. Wir wollen, dass jeder Investmentexperte optimale Möglichkeiten hat, überdurchschnittliche risikoadjustierte Erträge für unsere Kunden zu erzielen.

In der Regel haben wir beim Kapazitätsmanagement einen Stufenansatz verfolgt, mit „Soft Closings“ (keine Anlagen durch Neukunden) gefolgt von „Hard Closings“ (auch keine Aufstockungen durch Bestandskunden mehr). Das sollte nicht zuletzt die Unannehmlichkeiten für bereits investierte Kunden  verringern. Bei veränderten Rahmenbedingungen haben wir Strategien auch wieder geöffnet bzw. das  Soft Closing aufgehoben. Ein Beispiel dafür finden Sie in unserer Fallstudie zum Kapazitätsmanagement  bei der Strategie MFS Emerging Markets Debt auf der nächsten Seite.

Bei Produkten für Privatanleger gehen wir oft anders vor als bei institutionellen Produkten, weil sich die kleineren Einzahlungen von Privatanlegern oft sehr viel leichter investieren lassen als große Mittelzuflüsse in Spezialfonds. Hinzu kommt, dass institutionelle Investoren regelmäßig Anteile zurückgeben, ohne dass der Investmentmanager Einfluss darauf hätte. Die Anlagen von Privatanlegern können das zumindest teilweise ausgleichen.

 

Fallstudie Kapazitätsmanagement bei Anleihen: MFS Emerging Markets Debt

Im Februar 2010 hat MFS die Strategie Emerging Markets Debt für neue Spezialfondskunden geschlossen. Die nach der Strategie gemanagten Fonds mit mehreren Anlegern („Commingled Funds“, einschließlich Publikumsfonds) blieben hingegen geöffnet. Wir wollten die Mittelzuflüsse bremsen, um uns Alphachancen zu erhalten. Zugleich wollten wir flexibel bleiben, um Aufstockungen von Bestandskunden akzeptieren zu können.

2014 haben wir die Kapazität der Strategie erneut überprüft. Wir kamen zu dem Schluss, dass sie für eine Wiederöffnung für institutionelle Investoren ausreicht. Mit 11 Milliarden US-Dollar war ihr verwaltetes Vermögen 2014 höher als 2010, als wir sie bei 8 Milliarden US-Dollar geschlossen hatten. Die Entscheidung mag daher wenig einleuchtend scheinen. Allerdings hatten sich mehrere Dinge geändert, die wir neben dem verwalteten Vermögen für wichtig halten.

Eine wesentliche Rolle spielte das große Wachstum des Anlageuniversums. Von Februar 2010 bis August 2014 ist die Zahl der Länder im J.P. Morgan EMBI Global Index von 39 auf 62 gestiegen, und seine Marktkapitalisierung hatte von 360 auf 671 Milliarden US-Dollar zugelegt. Auch die Zahl der Emittenten im J.P. Morgan CEMBI Broad Index stieg deutlich. Sie hat sich mehr als verdoppelt, von 208 auf 532. Die Marktkapitalisierung wuchs in dieser Zeit von 252 auf über 800 Milliarden US-Dollar (Abbildung 2).

Außerdem hat MFS in dieser Zeit sein Investmentteam ausgebaut, sodass unsere Analysten immer mehr Emerging-Market-Anleihen beobachteten. Dadurch kamen mehr Papiere für Anlagen infrage. Dies und die umfangreicheren Analysen sorgten von 2010 bis 2014 ebenfalls für Kapazitätswachstum.

Seit der Wiederöffnung der Strategie sind die Märkte weiter gewachsen. MFS hat das Anleihen- team weiter ausgebaut, um das Research weiter zu stärken. Die Märkte für Staats- und Unternehmens- anleihen sind beide auf über 1 Billion US-Dollar gewachsen. Auch unsere Researchkapazitäten für internationale Investmentgrade-Unternehmensanleihen und High Yield sind heute deutlich größer als 2014.

Daher halten wir die Kapazität der Strategie heute für ausreichend. Falls sich diese Einschätzung bei den regelmäßigen Überprüfungen nicht ändert, freuen wir uns über Neuanlagen. Wir glauben nicht, dass das unser Portfoliomanagement beeinträchtigt, und sind überzeugt, dass die Interessen unserer Bestandskunden weiterhin gewahrt bleiben.

 

Emerging Markets können weniger strukturiert, weniger diversifiziert und schlechter reguliert sein. Auch sind die Schwellenländer möglicherweise politisch, sozial, weltpolitisch und wirtschaftlich weniger stabil als Industrieländer.

Die Informationen stammen aus Quellen, die wir für verlässlich halten. J.P. Morgan übernimmt aber keine Garantie für ihre Vollständigkeit und Genauigkeit. Der Index wird mit Genehmigung von J.P. Morgan genutzt. Er darf ohne vorherige schriftliche Zustimmung von J.P. Morgan weder vervielfältigt noch genutzt oder weiterverbreitet werden. Copyright 2022, J.P. Morgan Chase & Co. Alle Rechte vorbehalten.

Die hier dargestellten Meinungen sind die des Autors/der Autoren und können sich jederzeit ändern. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Empfehlung, Aufforderung oder als Anlageberatung verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

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