ESG bei Anleihen

Pilar Gomez-Bravo, Co-CIO Fixed Income bei MFS, erörtert die ESG-Integration bei Anleihen mit Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit mit Regierungen, Investitionen in grüne Anleihen und der Vermeidung von Greenwashing.

Title: ESG bei Anleihen

Speaker names and titles:
Anna Martin
Relationship Manager

Pilar Gomez-Bravo
Co-CIO Fixed Income

Anna Martin: Oft ist die Rede davon, dass Anleiheninvestoren bei ESG-Themen benachteiligt sind, zumindest gegenüber Aktieninvestoren. Sie könnten weniger Einfluss auf ein Unternehmen ausüben. Wie gehst Du damit um?

Pilar Gomez-Bravo: Es überrascht Dich sicher nicht, dass ich, weil ich im Anleihenbereich tätig bin, meiner Meinung nach viel mehr Einfluss auf manche ESG-Aspekte von Unternehmen nehmen kann als meine Aktienkollegen. Im Grunde sind die Unternehmen doch sehr viel mehr auf mein Fremdkapital angewiesen als auf Eigenkapital. Es kommt nicht oft vor, dass Unternehmen Aktien emittieren, um ihre Investitionen zu finanzieren. Aber sie gehen oft an den Anleihenmarkt, regelmäßig, sodass wir diese Unternehmen zur Rechenschaft ziehen können. So können wir etwa entscheiden, sie nur kurzfristig zu finanzieren, wenn wir Zweifel an ihrem Erfolg haben. Dadurch müssen sie häufiger an den Markt kommen und haben höhere Kosten. Wir glauben deshalb, dass wir in den Gesprächen mit Unternehmen durchaus Macht haben.

Natürlich profitieren wir auch von unserer sehr starken Aktienplattform. Meist stehen wir im Dialog mit Strategen und Visionären in den Unternehmen, um über ESG-Themen zu sprechen. Und auch wenn wir als Anleiheninvestoren nicht unbedingt an Hauptversammlungsabstimmungen teilnehmen, sitzen wir doch am gleichen Tisch wie unsere Aktienkollegen. Unternehmen, die nicht börsennotiert sind, sind übrigens noch sehr viel mehr auf unser Kapital angewiesen, um zu wachsen. Wir führen sehr konstruktive Gespräche mit nicht börsennotierten Unternehmen über ihre ESG-Zusagen.

Anna Martin: ESG ist auch bei Staatsanleihen wichtig. Wie denkst Du hier über das Thema? Kann man auch Regierungen dazu bewegen, sich anders zu verhalten?

Pilar Gomez-Bravo: Ja, das ist eigentlich schon fast der nächste Schritt. Bei Unternehmen ist ESG schon fast selbstverständlich, aber bei Staatsanleihen wird es wirklich interessant. Ich würde aber letztlich differenzieren zwischen Industrieländerstaatsanleihen und Emerging-Market-Titeln. Und wir haben auch viel mit institutionellen Kunden in ganz Europa gesprochen, beispielsweise, über ESG bei Staatsanleihen.

Wenn man sich die Korrelation der Erträge mit der ESG-Qualität von Staatsanleihen ansieht, vor allem in den Emerging Markets, zeigt sich ein engerer Zusammenhang mit dem S und dem G als mit dem E. Ich glaube aber, dass sich das in Zukunft ändert. Aber man braucht mehr Daten. Die Probleme bei Emerging-Market-Staatsanleihen haben auch damit zu tun, dass die Emittenten keine guten Umweltdaten zur Verfügung stellen.

Wir befassen uns daher intensiv mit den S- und den G-Faktoren. Die S-Faktoren, also die sozialen Faktoren, beziehen sich vor allem auf Bildung und Gesundheit. Das sind zwei wichtige Bereiche für unser Engagement bei Staatsanleihenemittenten. Wir waren dabei sehr erfolgreich und stehen auch weiter in Kontakt mit Ländern wie Marokko oder mit Quasi-Staatsanleihenemittenten wie Pemex. Hier sprechen wir konkret über ausgewählte ESG-Faktoren. Unsere Analysten setzen dann das Gespräch zu einigen der Themen fort.

Das betrifft aber nicht nur die Emerging Markets. Wir haben uns auch oft mit Emittenten von Industrieländerstaatsanleihen getroffen. Gerade erst trafen wir Vertreter aus Australien, aber wir hatten auch ein Treffen mit Neuseeland und eines mit Queensland. Wir hatten ein Treffen mit Island, das sehr interessant war, und mit Großbritannien. Die Herausforderung bei ESG und Staatsanleihen ist, dass man, anders als bei Hauptversammlungsabstimmungen, keine wirklichen Machtmittel hat. Ich denke, es geht hier viel um Informationen und darum, ob man die Risiken einer bestimmten Staatsanleihe einschätzen kann, auf Basis der Gespräche mit den Finanzministerien oder politischen Entscheidern.

Auch wenn es daher manchmal so scheint, als gäbe es kein unmittelbares Follow-up, gilt doch Folgendes: Regelmäßige Gespräche mit Investoren zeigen den Staatsanleihenemittenten, wie wichtig Transparenz ist und welche Informationen sie liefern müssen, damit ihre Titel für Anleger interessant bleiben.

Anna Martin: Es gibt in den letzten Jahren immer mehr grüne, soziale und Nachhaltigkeitsanleihen (GSS) und ähnliche Papiere. Nutzt Du solche Anleihen für Dein Portfolio, und wie stellst Du sicher, dass Du nicht Opfer von Greenwashing wirst?

Pilar Gomez-Bravo: Ja, das ist ein weiteres, sehr aktuelles Thema. Greenwashing ist wirklich aktuell. Ich möchte daher noch einmal betonen, wie wichtig die internationale Researchplattform ist. Ich denke, es ist unumgänglich, dass unsere Analysten all diese ESG-Faktoren in ihre Empfehlungen einfließen lassen – und man muss auch an die Struktur der Anleihen denken, die wir kaufen. Wir analysieren beispielsweise soziale Anleihen (Social Bonds) oder Nachhaltigkeitsanleihen (Sustainability-Linked Bonds), deren Coupon angehoben wird, wenn die Emittenten ein bestimmtes Ziel nicht einhalten.

Man muss unbedingt verstehen, ob diese Ziele ehrgeizig sind oder nicht, und auch hier wieder, ob Greenwashing vorliegt oder ob es sich um eine Investition handelt, die ohnehin nötig war und die der Emittent jetzt als soziale oder ökologische Anlage verkaufen will. Für uns geht es vor allem um grüne Anleihen, in die wir investiert sind, und um ausgewählte Nachhaltigkeitsanleihen. Wir investieren auch in Municipals, sofern sie nachhaltig sind, und im Baubereich beispielsweise in manche soziale Wohnungsbauprojekte.

Wir kaufen also unterschiedlichste Titel, aber es ist ganz wichtig, dass wir ihre Struktur verstehen. Und bei einer grünen Anleihe müssen wir wissen, welche Projekte finanziert werden. Es gibt beispielsweise manche grüne Anleihen mit sehr weich formulierten Vertragsbedingungen, sodass das eingeworbene Kapital letztlich für alles verwendet werden kann, bis sich ein geeignetes grünes Projekt findet. Andere Emittenten haben wiederum ein Konzept für grüne Anleihen, das vom ersten Tag an Investitionen in grüne Projekte verlangt. Deshalb muss man unter die Oberfläche sehen, und deshalb müssen die Analysten einem sagen, wie stark sie auch von den grünen Anleihen überzeugt sind oder von den Nachhaltigkeitsanleihen. Denn natürlich muss man das Greenwashing-Risiko berücksichtigen. Alles in allem muss man aber sicherstellen, dass man aus den richtigen Gründen kauft und dass das eingeworbene Kapital für den angegebenen Zeck eingesetzt wird.

Anna Martin: Da stimme ich zu. Vielen Dank für Deine Einschätzungen, Pilar. Das war wirklich sehr interessant. Danke dafür, dass Sie bei unserem Podcast dabei waren. Bis bald.

 

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