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Naturkapital: Praktische Ansätze zur Einschätzung der finanziellen Relevanz  für Unternehmen

In diesem Artikel untersuchen wir, wie relevant Biodiversität für Unternehmen ist und zeigen praktische Ansätze, mit denen Investoren die mit ihr verbundenen Chancen und Risiken einschätzen können.

Vishal Hindocha
Global Head of Sustainability Strategy

Pooja Daftary
Equity Research Analyst

Im Vordergrund stehen Sektoren und Unternehmen mit finanziell relevanten Risiken

Wer die Naturkapitalrisiken seiner Investmentstrategie analysieren will, kann vom Gesamt-portfolio ausgehen und dann immer präziser werden. Wir betrachten als Erstes unsere Positionsgrößen, damit wir wissen, wo wir besonders stark investiert sind, und prüfen dann, wo das Naturkapitalrisiko innerhalb dieser Sektoren am größten ist. Beispielsweise ist die Nahrungsmittellieferkette sehr abhängig von natürlichen Rohstoffen und hat zugleich einen erheblichen Einfluss auf sie. Auf Emittentenebene betrachten wir, wie relevant Naturkapital für die Finanzen ist. Dazu untersuchen wir die Rohstoffabhängigkeit der Prozesse, Produkte und Dienstleistungen. Im nächsten Schritt schauen wir uns an, wo es innerhalb der Liefer-ketten zu Problemen kommen kann. Zu dieser Analyse zählt, wo sie sich befinden und ob sie die Prozesse von Portfoliounternehmen zum Erliegen bringen können. Außerdem untersuchen wir, ob die Unternehmen diese Risiken aktiv begrenzen und ob sie auch Risiken in vorgelagerten Stufen der Lieferkette ausgesetzt sind. 

Danach entwerfen wir eine Engagementstrategie, bei der es eher um eine genauere Prüfung geht und nicht darum, dem Unternehmen bestimmte Maßnahmen zu empfehlen.

  • Sind Naturkapitalrisiken und -chancen überhaupt ein Thema für die Geschäftsleitung?
  • Kennen sie die besonders anfälligen Teile ihrer Lieferkette, und haben sie Stresstests durchgeführt?
  • Investieren sie und betreiben sie Forschung & Entwicklung, um mögliche Probleme zu lösen?
  • Versuchen sie, dies umfassend zu tun?

Vorsicht bei der Einbindung von Naturkapitalanalysen in die Investmentthese

Nach unserer Erfahrung stößt man auf drei wichtige Herausforderungen, wenn man die mit Naturkapital verbundenen Chancen und Risiken in seine Investmentthese einbinden will. Erstens könnten die Liefer- oder Wertschöpfungsketten der betreffenden Sektoren sehr komplex sein. Aus unseren Analysen des Nahrungsmittelsektors wissen wir, dass die großen Marken sehr abhängig von Getreidehandelsunternehmen sind, von denen sie den Rohstoff kaufen, und wenig mit den landwirtschaftlichen Betrieben zu tun haben, die das Getreide produzieren. Das könnte zum Problem werden, weil mehr Markenunternehmen als Getreidehändler nicht mehr möchten, dass durch ihre Lieferketten Flächen entwaldet werden. Die Händler betrachten es nicht als ihre Aufgabe, einen Wandel zu bewirken. Zugleich wissen die Markenunternehmen nur wenig darüber, was genau in ihren Lieferketten vor dem Kauf vor sich geht.

Zweitens gelten weltweit unterschiedliche Vorschriften. Deshalb entwickeln Unternehmen eigene Richtlinien, die auf Vorgaben der Länder beruhen, in denen sich ihre Lieferketten befinden. Um Ziele wie „keine Entwaldung“ oder positive Auswirkungen auf die Umwelt zu erreichen, müssen Unternehmen die Rolle von Regierungen übernehmen und sich höhere Standards setzen, als es die Aufsichtsbehörden tun. Dies von Firmen zu verlangen, deren Führungskräfte immer noch für kurzfristige Erfolge (drei bis fünf Jahre) belohnt werden, ist schwer. Wer Naturkapitalrisiken beim Investieren berücksichtigen will, muss alle Richtlinien kennen und verstehen, weil er dann besser einschätzen kann, wie groß sie sind und wann sie auftreten. Außerdem gewinnt er dabei Informationen, die beim Engagement bei Unternehmen nützen können.

Die dritte Herausforderung ist, die finanziellen Auswirkungen von Investitionen zur Bewältigung von Naturkapitalkrisen zu erkennen, bevor sie sich im Gewinn niederschlagen. Manchmal können Unternehmen nur schwer vorhersagen, wie hoch die entsprechenden Kosten oder der Aufwand für Forschung & Entwicklung sein werden. Sie wissen es möglicherweise gar nicht. Trotz aller Schwierigkeiten ist es wichtig, diese Kosten bei jedem Unternehmen bei der Betrachtung der finanziellen Relevanz zu berücksichtigen. Schließlich geht es um wesentliche systemische Risiken für viele Unternehmen und Länder.

Zusammenarbeit mit Organisationen und Zugang zu bestehenden Ressourcen, um Kompetenz zu erwerben

Um Probleme im Zusammenhang mit Naturrisiken zu untersuchen, kann man auf unterschiedliche Standards zurückgreifen. Die der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) sind gut für Investoren geeignet, die sich bei Unternehmen zur Verbesserung der Berichterstattung einbringen wollen. Sie bieten Leitlinien für Finanzinstitute sowie Branchenleitlinien. Für Klima-fragen sind sie bereits weit verbreitet, sodass Unternehmen mit der Einbindung in ihre Strategien vertraut sind. Die Standards von Organisationen wie Ceres und der Asia Investor Group on Climate Change (AIGCC) sind nützlich für die Betrachtung von Risiken im Zusammenhang mit Entwaldung und Landumnutzung. Jede Organisation hat ihr eigenes Spezialgebiet. Deshalb muss man genau überlegen, welche von ihnen am besten zum jeweiligen Investmentmandat passt.

Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist aus unserer Sicht sehr hilfreich, wird aber wenig genutzt. CDP erhebt im Rahmen von Umfragen bei Unternehmen finanziell relevante Daten zu Forst-wirtschaft, Wasser und Klima. Beispielsweise werden Unternehmen gefragt, welcher Anteil ihrer Einnahmen von verschiedenen Rohstoffen abhängt, die durch Entwaldung gefährdet sind, in welchem Umfang sie in wasserarmen Gebieten tätig sind und welche finanziellen Auswirkungen über drei, fünf oder zehn Jahre zu erwarten sind, wenn die Risiken nicht gesenkt werden. In ihren Jahresberichten stellen Unternehmen diese Zahlen möglicherweise nicht zur Verfügung, aber die Umfrage des CDP zwingt sie, die Risiken zu beziffern. Die Angaben mögen nicht genau sein, aber durch die Befragung müssen Unternehmen nachdenken und die Risiken in allen Prozessen skizzieren. Die Daten sind standardisiert und bieten nützliche Informationen für Gespräche mit den Unternehmen.

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen über wichtige Nachhaltigkeitsthemen zusprechen. Unter allangles@mfs.com helfen wir Ihnen gerne weiter. 

MFS kann ökologische, soziale und governancebezogene Faktoren (ESG-Faktoren) in seine fundamentale Investmentanalyse und seine Engagementaktivitäten einbinden. Die aufgeführten Beispiele veranschaulichen, wie MFS in der Vergangenheit ESG-Faktoren bei der Analyse oder Zusammenarbeit mit bestimmten Emittenten berücksichtigt hat. Sie sollen jedoch nicht implizieren, dass positive Anlage- oder Engagementergebnisse in allen Situationen oder in irgendeiner Situation garantiert sind. Engagements setzen sich in der Regel aus mehreren Gesprächen zusammen, die oft langwierig sind und nicht zwangsläufig zu Änderungen der ESG-Praxis eines Emittenten führen. Die Ergebnisse der Emittenten basieren auf vielen Faktoren, und positive Anlage- oder Engagementergebnisse, einschließlich der oben beschriebenen, stehen möglicherweise nicht im Zusammenhang mit Analysen oder Aktivitäten von MFS. In welchem Maße MFS ESG-Faktoren in Investmentanalyse und Engagementaktivitäten einbezieht, kann je nach Strategie, Produkt und Assetklasse sowie auch im Zeitablauf variieren. Daher sind die oben genannten Beispiele möglicherweise nicht repräsentativ für ESG-Faktoren, die beim Management des Portfolios eines Anlegers verwendet werden. Die oben genannten Informationen sowie Erwähnungen einzelner Unternehmen und/oder Wertpapiere sollten nicht als Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung oder als Hinweis darauf verstanden werden, dass für irgendein Anlageprodukt von MFS irgendeine Transaktion geplant ist.

Die hier dargestellten Meinungen sind die der Redner und können sich jederzeit ändern. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf eines Wertpapiers oder als Anlageberatung verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

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